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Christian Dior in 2015

Christian Dior in 2015

1Christian_Dior_in_2015Das gegenwärtige Geschehen im Hause Christian Dior scheint sich vollständig um Japan zu drehen. Einem Staat, in dem ein neues Gefühl, eine Gier fast, nach überschwänglichem Luxus gewachsen ist und immer noch wächst. Die Reise der französischen Marke gipfelt nach einer aufmerksamkeitsstarken Neueröffnung von dem Flagship-Store in Omotesando und der begleitenden Ausstellung „Esprit Dior“ nun in einer großartig inszenierten Fashionshow in Tokio.

Ohnehin wird seit jeher ein stationäres gewebt, harmonisches Band zwischen dem Haus Dior und Japan. Christian Dior berichtet selbst in seinen Memoiren von seiner Faszination für japanische Frauen, in den vorzeitig Fünfzigerjahren hatte er ihnen zu Ehren eine Sammlung aus Kimono-Stoffen prägt, für die Hochzeit der japanischen Prinzessin Michiko eigens drei Kleider gefertigt. Weiterhin zog Japan sich wie ein roter Faden durch die vor einigen Wochen erst gezeigten Kollektionen Frühjahr/Sommer 2015. Obi-Gürtel und Kimonos gehören unverkennbar zu der Tendenz der Jahreszeit. Umso unverhoffter erscheint es da, dass Raf Simons sich von solcherlei Stil-Attributen ganz und gar löst, in der Tat kein einziges bekleidungstechnisches Klischee bedient. Eine steigende Dichte japanischer Models verrät die Region der Fashionshow, was zweifelsohne jedoch nicht als Klischee sondern viel mehr als Ausdruck von dem Artikel zu werten ist.

Eingebettet in eine futuristische Szenerie aus künstlichen Soundschnipseln und Schneeflocken von dem Film „Blade Runner“ und Björks „Hunter“ zeigt Raf Simons in Tokios Sumo-Stadion „Kokugikan“ vielmehr eine Sammlung, die den modischen Mix von Epochen, Stilen und Dekaden der vergangenen Jahreszeit weiterführt. Dann weiterspinnt. Wadenlange, einfach ausgestellte Silhouetten und herbstliche Farbgebungen wie Himbeerrot oder Waldgrün erinnern stilistisch an die Minikleider, Siebzigerjahre im Schuluniform-Aussehen greifen die mädchenhaften Sechzigerjahre auf, während Lackmaterialien, Prinzessin Leia-Frisuren und lederne Plateau-Stiefel zweifellos eine Hommage an die von Simons häufig zitierte Rave-Kultur der Neunzigerjahre sind.

Raf Simons hat bei dem französischen Traditionshaus nach wenigen Saisons damit eine eigene Ästhetik abgebildet, die man ihm frei zu gewähren scheint. Diese Sammlung für die Saison Pre-Fall 2015 markiert ein anderes Kapitel seiner Neudefinition von dem Begriff der Modernität, wie er die folgenden Modejahre abbilden wird.